4.2  Marktpreisbildung
4.2.1  Marktgleichgewichtspreis Mkt 4210 [1/4]
a) Einführende Bemerkungen
Für das Verständnis der Preisbildungsmechanismen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen bildet die Kenntnis der entsprechenden Aussagen der Volkswirtschaftslehre eine unerlässliche Grundlage.1

Bekanntlich unterliegt die Preisbildung in der Marktwirtschaft weitgehend den Marktgegebenheiten, d. h. dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage.
Zur Erklärung der hierbei wirkenden Preisbildungsmechanismen wurden viele Modelle ausgearbeitet. Das klassische Modell der Marktpreisbildung geht von der Vorstellung eines sog. vollkommenen Marktes aus, für den folgende Annahmen gelten:
Elemente Prämissen
Güter Angebot und Nachfrage bestehen ausschließlich für homogene Güter.
Es wird ferner vorausgesetzt, dass die Angebots- bzw. Nachfragemengen eines einzelnen Anbieters bzw. Nachfragers sehr gering sind.
Marktsituation Für die Anbieter und Nachfrager ist der gegebene Markt vollkommen transparent, das heißt sie verfügen somit über alle relevanten Marktdaten.
Marktteilnehmer Es gibt sehr viele Anbieter und Nachfrager. Der Markt ist jederzeit für neue Anbieter und Nachfrager offen.
Weder auf der Angebots- noch auf der Nachfrageseite gibt es zu den gehandelten Gütern sachliche, persönliche, örtliche oder zeitliche Präferenzen.
Marktverhalten Die Anbieter streben ein Gewinnmaximum an, das heißt sie wollen für das angebotene Gut einen möglichst hohen Preis erzielen, während die Nachfrager versuchen, das eigene Nutzen-Maximum dadurch zu erreichen, dass der Preis für das zu erwerbende Gut möglichst niedrig ist.
Entscheidungen der Marktteilnehmer können mit einer unendlich großen Reaktionsgeschwindigkeit getroffen werden.
b) Verhalten der Nachfrager und Anbieter
Das normale Verhalten der Nachfrager wird bei einem vollkommenen Markt darin bestehen, dass bei einem niedrigen Preis für ein Gut eine größere Menge gekauft wird, während bei einem hohen Preis - in Anbetracht der begrenzt verfügbaren Mittel - eine geringere Menge gekauft wird, obwohl der Bedarf an diesen Gütern durchaus höher liegen kann.

Die Anbieter zeigen demgegenüber ein anderes Verhalten:
Lässt sich für ein Gut ein hoher Preis erzielen, dann wird versucht, eine möglichst große Menge anzubieten.
Im entgegengesetzten Fall, also bei einem erwartungsgemäß niedrigen Preis, werden nur wenige Anbieter in der Lage sein, kostendeckend zu arbeiten, was zur Folge hat, dass bei einem niedrigen Preis auch nur eine geringe Menge angeboten wird.

In einem ‘freien Spiel’ der wirkenden Marktkräfte wird sich auf einem vollkommenen Markt eine Situation herausbilden, die zu einem Marktgleichgewicht mit den Komponenten Gleichgewichtspreis (PGl) und Gleichgewichtsmenge (xGl) führt.

1 Siehe hierzu auch:
Vry, W.: Volkswirtschaftslehre. Kiehl-Verlag, Ludwigshafen 2011.
WOLL, A.: Volkswirtschaftslehre. Verlag Vahlen, München 2011.