2.3  Online-Marktforschung
2.3.1  Aufgaben und Ziele1 Mkt 2311 [2/2]
b) Analyse des Marktpotenzials und anderer Sachverhalte
Das Internet ist eine - der Sache nach - ideale Plattform, um als Unternehmen neue Produktkonzepte und Geschäftsideen im Hinblick auf die Erforschung des Marktpotenzials sowie der Erfolgsaussichten für eigene Angebote zu überprüfen.
Allerdings erfordert das Erforschen der Meinung potenzieller Kunden auch Aufwand (Erstellen und Auswerten von Online-Fragebögen u. a.).
Ein weiteres Untersuchungsfeld ist das Erkunden des Verhaltens und der Aktivitäten der eigenen Besucher der Information-Site des betreffenden Unternehmens.

Wichtig ist ferner die Erkundung des wirtschaftspolitischen und wissenschaftlich-technischen Umfeldes des Unternehmens (Besuchen der Web-Sites von Regierungsinstitutionen, Interessenverbänden, Wirtschaftsverbänden, Forschungsinstituten, Finanzinstituten u. a. unter dem Aspekt des Erkundens von Entwicklungstrends und sonstigen interessierenden Sachverhalten).
c) Konkurrenzanalyse, Suche nach Partnern/Lieferanten
Aufgabe und Ziel der Konkurrenzanalyse ist es nicht so sehr, die Wettbewerber im jeweiligen Zielmarkt - an sich - kennen zu lernen.
Schwerpunkt sollte vielmehr sein, mit der "Brille des Kunden" herauszufinden, wie sich die Konkurrenten im Markt positionieren, welche Stärken und welche Schwächen sie bei ihrem Auftritt in elektronischen Märkten  zeigen.

Um ein E-Commerce-Geschäft erfolgreich betreiben zu können, braucht man Partner, wobei zu beachten ist, dass hier die Grenzen zwischen Beschaffungs- und Absatzmärkten fließend sind.
Daher ist die sonst übliche Ausrichtung der Marktforschung nur auf den Ziel- bzw. Absatzmarkt und die entsprechenden Schlüssel-Kunden nicht ausreichend, um E-Commerce zu gestalten.
d) Erarbeitung von Nutzerprofilen
Ein wichtiges Ziel der Online-Marktforschung ist die Erarbeitung von Nutzerprofilen von Besuchern und Kunden der eigenen Website. Hierzu tragen mehrere Vorgehensweisen bei:

Umfragen
Die Teilnahme an Online-Umfragen ist freiwillig. Genutzt werden Fragebögen oder Newsletter auf der Website des Anbieters.
Während der Fragebogen für jeden Besucher offen ist, wird der Newsletter nur an Käufer eines bestimmten Produkts geschickt. Da die Rückmeldung via E-Mail erfolgt, sind die Ergebnisse der Befragung personalisierbar.
Genutzt werden auch Umfragen nach Abschluss eines Bestellvorgangs oder einige Zeit nach Auslieferung an den Kunden.
Zielsetzung ist die Personalisierung und Intensivierung des Kontakts zu Kunden sowie die Kontrolle der Kundenzufriedenheit.
Kritisch zu bewerten ist bei Umfragen jeder Art die Verlässlichkeit der gemachten Antworten, da die gemachten Angaben kaum verifiziert werden können.

Registrierung
Von einer Registrierung spricht man dann, wenn sich Kunden für ein geschlossenes Angebot vorab anmelden müssen. Die Teilnahme an der Befragung ist somit mehr oder weniger unfreiwillig. Die betreffenden Einrichtungen honorieren dies meist mit einem kostenlosen Kunden-Service.
Über den Vorgang der Registrierung erhält der Anbieter Stammdaten, die dann für das eigene Marketing eingesetzt werden.
Ergebnisse der Registrierung werden im Rahmen der weiteren Auswertung mit den Daten kombiniert, die über Cookies, Logins oder Passwörter gewonnen werden.

Analyse des Such- und Kaufverhaltens von Internet-Besuchern
Liegen genügend Angaben zu einem Besucher der eigenen Website vor, dann wird versucht, aus diesen Daten ein "Nutzerprofil" zu erstellen. Darin fließen Angaben zu solchen Fragen ein wie

   - Zu welchen Tageszeiten wird die Website besonders häufig besucht?
   - Welche Seiten werden besonders häufig besucht (gruppiert nach Firmen- und Produktkategorien)?
   - Wie ist die Bereitschaft zur Kontaktaufnahme einzuschätzen?

u. a.

Hinweis:
Die "Sammelwut" von Online-Plattformen sowie die oft leichtfertige Freigabe persönlicher Daten im Internet (z. B. über Facebook u. a.)  haben dazu geführt, dass das persönliche Profil eines Internet-Besuchers von Anderen missbraucht werden kann. So wird seitens der Datenschützer wiederholt davor gewarnt, persönliche Daten nicht unkontrolliert ins Netz zu stellen.

1 Siehe hierzu auch:
BERNECKER, M./BEILARZ, F.: Online-Marketing. Johanna Verlag, Bergisch-Gladbach 2012.
SCHWARZ, Th.: Leitfaden Online-Marketing. Verlag marketing-BÖRSE, Waghäusel 2007.
STOLPMANN, M.: Online-Marketingmix. Galileo Press GmbH, Bonn 2001.
WEIS, Ch.: Marketing. NWB-Verlag, Herne 2012.